Mit großer Freude begrüßen wir Jens in unserem Team PB2017

Konz/Geichlingen Manchmal braucht man einfach mal etwas Abstand. Ruhe, um zu sich selbst zu finden, um zu den Dingen des Alltags zurückzufinden und alles noch einmal, wie bei einem Kompass, einzunorden. Dem Leben noch einmal einen Fixpunkt und dann eine (neue) Richtung) geben. Bei Jens Lehnertz war das im Herbst des Jahres 2015 der Fall gewesen. Das Gespann André Kretzer/Jens Lehnertz hatte sich im November 2015, vier Wochen nach dem letzten Rennen, getrennt. Zwei Jahre zuvor hatte sich das AKW Kretzer-Racing-Team den Titel in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft gesichert, gewann 2014 die Vizemeisterschaft und wurde 2015 noch einmal Vierter. Kretzer zog sich 2016 aus privaten Gründen zurück, Jens Lehnertz hatte Anfragen von anderen Fahrern. Internationale Top-Piloten wie Markus Zimmermann oder der Schweizer Marcus Schlosser buhlten bereits um seine Zusage. Aber auch bei ihm überwog das Bedürfnis nach „Abschalten“ zu diesem Zeitpunkt alles andere. „Ich hatte sogar meinen Facebook-Account gelöscht, wollte einfach mal wieder zu mir selbst finden.“ Es waren turbulente Jahre zuvor gewesen, mit schweren Stürzen von ihm selbst und einem tödlichen Rennunfall, der die Sidecar-Szene damals erschüttert hatte. Als sich der 27-Jährige dann nach seinem freiwilligen Sabbatjahr wieder in dem sozialen Netzwerk zurück meldete, entstand auch schnell wieder der Kontakt zu früheren Bekannten, Freunden, Kollegen aus der Rennsport-Szene. Und, ähnlich wie im Falle des kanadischen Basketballers Jermaine Bucknor bei den Trierer Zweitliga-Basketballern, spielte auch in diesem Falle das virtuelle Austauschportal eine gewichtige Rolle. „Freunde hatten mich angeschrieben und so entstand der Kontakt zu Peter Kimeswenger.“ Der Österreicher ist mit 48 Jahren ein ganz Erfahrener auf den Rennstrecken dieser Welt. „Ich kannte ihn vorher nicht näher. Eher flüchtig, so wie man sich eben in der Rennfahrerszene immer mal wieder über den Weg läuft.“ Nachdem der erste Kontakt da war, schlugen kleine Funken des Rennsport-Fiebers wieder bei dem Eifeler.
Das Interesse an den engen, hitzigen Duellen auf der Rennstrecke war wieder da. „Peter hatte mir das Cockpit angeboten, aber ich wollte erst noch Bedenkzeit haben. So rasch ging das einfach noch nicht“, erzählt Lehnertz vom langsamen Wiedereinstieg. Also sah er sich die Maschine, die im sächsischen Görlitz stand, vor Ort an. Das alles auch vor dem Hintergrund der neuen Regeln, die der Weltverband, die Fédération Internationale de Motocyclisme, für 2017 ausgegeben hatte. „Das war noch eine alte Maschine mit 1000 Kubikzentimeter. Ab diesem Jahr werden aber in der WM 600er-Vierzylinder-Motoren eingesetzt. Auch bei der Länge der Gespanne darf variiert werden.“
Doch Jens Lehnertz hatte wieder Feuer gefangen. Nachdem sich beide Seiten bei der Frage nach dem Wie und Wo der technischen Umrüstung, der gemeinsamen Vorbereitung und vor allem auch finanziell einig geworden waren und Lehnertz mit seinem Arbeitgeber, einer Zimmerei in Luxemburg eine Übereinkunft erzielt hatte, stand fest: Dem Comeback des in Konz wohnenden gebürtigen Geichlingers stand nichts mehr im Wege. Kimeswenger/Lehnertz werden in diesem Jahr die komplette Seitenwagen-Weltmeisterschaft fahren. Neun Läufe an insgesamt fünf Wochenenden. Bei den gemeinsamen Zielsetzungen gibt sich der Eifeler noch recht bescheiden: „Ich hoffe, dass ich in den eineinhalb Jahren nicht alles verlernt habe.“

Extra

Die Sidecar-WM (für Motorradgespanne = ein Motorrad mit Beiwagen) beginnt am 15. April in Le Mans. Die Rennen 2 und 3 finden am 21. und 22. Mai in Oschersleben statt. Weitere Rennen: 17./18. Juni: Ungarn, 24. Juni: Slowakei, 6. August: Assen (NL), 9./10. September im kroatischen Rijeka. jüb